Broschur, 75 Seiten jetzt 3. Auflage lieferbar! Roswitha Ladner erzählt von den Erfahrungen, die sie mit ihrer eigenen Schwerhörigkeit gemacht hat, sie gibt Hinweise für den Umgang mit Schwerhörigen und bringt mit Hilfe von Fachliteratur ausführliche Informationen zu dem Thema Schwerhörigkeit. Aus dem Inhalt: Umgang mit "behinderten" Menschen in der Frühgeschichte und im Altertum Geschichte der Hörgeräte Regeln für Hörgeschädigte im Umgang mit "Normal-Hörenden" Der Umgang mit Schwerhörigen Meine Erfahrung mit Hörhilfen Schwerhörigkeit und Vorurteile Schwerhörigkeit im Beruf Schwerhörigkeit und Partnerschaft Schwerhörigkeit im Alter Wenn du mit mir reden willst: Sehr gerne! Schau mich an und sieh' nicht in die Ferne. Ich höre dir gerne zu, zu jeder Zeit, wenn du deutlich, langsam sprichst bin ich bereit. Denn deine Worte möchte ich verstehen genau. Danke für deine Geduld, wenn ich mich nachfragen trau'. Besprechung von Helmuth Schönauer, in: TIROLER GEGENWARTSLITERATUR
Vorurteile sind nicht nur schmerzhaft ungerecht, sie sind meist auch
ausgesprochen falsch. So gilt etwa in manchen Landstrichen die Brille als
Zeichen für hohe Intelligenz der Trägerin, während ein sichtbares Hörgerät
immer wieder die Aura von „dumm“ suggeriert.
Roswitha Ladner, seit einer unbehandelten Mittelohrentzündung in der
Kindheit selbst mit Hörgeräten konfrontiert, erzählt von den Erfahrungen
einer Anwenderin, die sich an die Richtlinien des Hörgerätegebrauchs hält.
Da mittlerweile die Gesellschaft Web-hörig geworden ist, das heißt, es gilt
nur das, was man auf irgendeiner Seite aufrufen kann, nimmt die Autorin
diese Web-Einträge zum Anlass für ihre Überlegungen. So gibt es Netz-Zitate
zur Geschichte des Hörgerätes, Behandlung von Gehörschäden und pädagogische
Maßnahmen für Schwerbeschädigte. Diesen akademischen Kommentaren werden die
eigenen Erlebnisse gegenübergestellt.
So ist die Schwerhörigkeit immer auch mit Ausgrenzung und Unverständnis der
Umwelt verbunden. Für die Autorin bitter, dass ihre Schädigung als Kind aus
rein ökonomischen Gründen erfolgt ist, in den Fünfziger Jahren war es oft
nicht möglich, die Kinder mit Sorgfalt ärztlich zu betreuen. Aber auch das
Unverständnis, dass eine Schwangerschaft Hörschäden auslösen kann, sorgt
schließlich nicht gerade für eine gelungene Integration in der
Wellness-Gesellschaft.
Dabei gibt es einige Maßnahmen, wie jeder in der Kommunikation mit Menschen
reduzierter Hörkraft punkten könnte. Kellner könnten die Rechnung vorlegen
und nicht vom Tablett herunter lesen, am Telefon oder Fahrkartenschalter
hilft Schreien gar nicht, es geht vielmehr um langsameres Sprechen. Die
Fachkräfte für Hörgeräte sollten sich nicht nur um die Wirkungsweise des
Gerätes kümmern sondern vor allem die Benützerinnen mit einer positiven
Kultur de Anwendung bekannt machen.
Das ist überhaupt die Stärke dieses Buches: es geht nicht nur um die
Möglichkeiten, die Wirkung von Sinnesorganen zu verbessern, sondern vor
allem um die Stärkung der eigenen Persönlichkeit, um kräftigende
Formulierungen für die Psyche und um die Ausweitung der individuellen
Stärken. Manche dieser Annotationen sind als lyrische Meditation, als
Ermunterungs-Gedicht oder als philosophische Forderung ausgeführt. Wenn
erwiesenermaßen der Hörsinn der letzte ist, der beim Sterben erlischt, dann
soll man gefälligst den Sterbenden das Hörgerät belassen, damit sie bis zum
Schluss mit den Angehörigen kommunizieren können.
Roswitha Ladners „Hörgeräte-Fibel“ ist eine Unterstützung für die
Trägerinnen, selbstbewusst mit dieser Technik umzugehen, und vor allem eine
Erinnerung für die sogenannten Nativ-Hörenden, mit diesen
Kommunikationshilfen pfleglich umzugehen und die Gegenüber nicht für dumm zu
verkaufen. "Dieses Buch enthält viel Wissenswertes und Praktisches zum Thema Schwerhörigkeit: Neben sinnvollen Zitaten aus der klassischen Literatur, Rückgriffen auf die geschichtliche Entwicklung auch aktuelle medizinische Daten und Expertenmeinungen. Eindrucksvoll schildert die Autorin immer wieder ihre eigene Betroffenheit und persönlichen Erfahrungen. Sie berichtet kritisch, aber auch einfühlsam, wie ihre mangelnde Hörfähigkeit Familie, Beruf und Partnerschaft beeinflussen. Das Leben von Roswitha Ladner verläuft nicht einfach. Doch aus eigener Erfahrung mit der Schwerhörigkeit und ihren sozialen Auswirkungen versichert sie, dass erst die Akzeptanz der Beeinträchtigung Möglichkeiten für ein wachsendes Selbstbewusstsein bieten kann. Die Lektüre eignet sich für betroffene Schwerhörige und empfiehlt sich ebenso für ihre normalhörenden Mitmenschen. Irene Korintenberg, Dipl.Psych., München
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